Beobachtungsbericht vom 3. Juni 2021

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 3. Juni 2021

Beitrag von Alrukaba »

Eigentlich hat es mich nur deswegen hinausgezogen um zu beobachten, weil zwei Tage später, wo wir uns zum ersten Mal seit dem Lockdown auf der Alm trafen, die Aussichten nicht so berauschend waren. Richtig motiviert war ich also nicht.
Dennoch hab ich, nach etwas Gartenarbeit, mein Teleskop am Brunnen aufgestellt und gewartet, bis es finster wurde. Das es relativ lange dauerte, bis ich endlich etwas auf´s Korn nehmen konnte, steigerte die Motivation nicht gerade. Das sollte sich aber bald ändern.
Um Viertel nach 10 konnte ich endlich Epsilon Lyra anvisieren. Es war das erste, das mir auffiel. Schön waren die beiden Sternenpärchen zu trennen. Polaris sollte der Nächste sein und auch konnte ich problemlos zwei Sterne ausmachen.
Eigentlich wollte ich mir nun M 81 und M 82, über dem Genick der Bärin suchen, aber dafür war es mir noch nicht dunkel genug. Also fragte ich meinen Atlas, was sich denn anbietet und stieß auf M 53, einen Kugelhaufen im Haar der Berenice. Zugegeben, bis ich die drei helleren Sterne von der Perücke der Pharaonin freiäugig identifizieren konnte, dauerte es noch ein wenig. Aber, kurz nachdem ich Diadem oder Alpha Coma gefunden hatte, hatte ich auch den Kugelhaufen im Auge. Etwas milchig, aber doch schön zu erkennen, leuchtete er mir in den Tubus.
Natürlich hörte ich auch die Rufe eines weiteren Kugelhaufens, M3, in den benachbarten Jagdhunden, hart an der Grenze zu Bootes. Der steht ja ziemlich in der Mitte von Arktur im Bärenhüter und dem Herz Karls seiner Hunde oder in Verlängerung von Delta und Beta Coma in Richtung Osten. Auch dieser, doch kompaktere Kugelsternhaufen, leuchtete bald in mein Teleskop.
Nun war es schon dunkel genug, um sich in die Welt der Galaxien vorzuwagen. M 81 und M 82 waren leider nicht mehr in meinem Sichtbereich, also blieb ich in der Gegend.
64, die Blackeye Galaxie, war die Erste. Die war rasch gefunden, liegt sie doch in der Diagonale von Alpha zu Delta Coma im ersten Drittel der Linie. Keine Ahnung, warum ich den Doppelstern, gleich daneben, ignoriert hab.
Weiter in der Diagonale liegt auch NGC 4565, die Nadel Galaxie, welche auch als Haarspange der Berenike bezeichnet wird. Damit war ich mitten im Comahaufen.
Etwas östlich des Galaxienhaufens, in Falllinie von 30 und 31 Coma, fand ich NGC 4725, eine schöne Spiralengalaxie, auf die man aus einem Winkel von etwas mehr als 30 Grad draufschaut.
Nun machte mich der Virgohaufen neugierig. M 87 war hier die erste Galaxie, die ich mir suchte. Auf der Linie von Epsilon Virgo zu Beta Leo, liegt diese etwa auf halber Strecke.
Nach einem kurzen Schwenk nach Westen, wieder zurück in den Haarschopf der Pharaonin, stieß ich auf M 99, M 98 und M 100. Schon im Fernglas zeigten sich ein paar milchige Kleckse, im 38mm Okular konnte ich natürlich schon mehr erkennen, aber mit meinem 13mm Okular konnte ich die fernen Welten erst wirklich schön betrachten.
Natürlich schwirrten, besonders im 38mm Okular, auch einige mehrere Galaxien herum. Sie zu identifizieren war mir aber zu mühsam.
Zwischen M 87 und der Dreiergruppe wollte ich natürlich auch das Gesicht des Virgohaufen aufsuchen. Schon im 38mm Okular strahlte es mir entgegen, mit 92-facher Vergrößerung konnte ich jedoch auch die Zähne blitzen sehen.
Im südlichen Bereich des Galaxienhaufens holte ich mir noch M 49 vom Himmel. Die elliptische Galaxie ist die hellste in dem Haufen und strahlte schon bald in meinen Tubus.
Nun hätte ich mir noch gerne M 104, den Sombrero Nebel gesucht, der war aber um die Zeit schon hinter dem Dach verschwunden.
Ehe ich es vergesse. Das Seeing war wieder mal vom feinsten und bekommt eine 1 Minus. Die Temperatur sank während der Beobachtungszeit von 15 auf 12 Grad und es war die ganze Zeit fast windstill. Auf die Grenzgröße hatte ich aber nicht geachtet.
Obwohl ich schon des Öfteren Galaxien im Virgohaufen beobachtet hab, war es diesmal das erste Mal, daß ich mir die fernen Inseln selber gesucht hab. Kurz vor halb Eins beendete ich die Beobachtung.

Auch diesmal beobachtete ich mit meinem Bresser Refraktor mit 1200mm Brennweite und 127mm Öffnung und mit meinem 10x50 Nikon Feldstecher
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Josef
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Re: Beobachtungsbericht vom 3. Juni 2021

Beitrag von Josef »

Hallo Alex,

da hast Du ja eine richtige Deep Sky Tour hingelegt!
Von ein paar der Galaxien habe ich schon ein paar Photonen gesammelt.
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Alrukaba
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Re: Beobachtungsbericht vom 3. Juni 2021

Beitrag von Alrukaba »

Tja, warum auch nicht! Dafür das ich erst nicht motiviert war, ließ ich mich dann zu einen richtigen Tripp hinreißen!
Du bist ja öfter Intergalaktisch unterwegs!

Alex
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