Beobachtungsbericht vom 11. April 2008

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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 11. April 2008

Beitrag von Alrukaba »

Ahhh!!! – aus Freude auf den ersten Stern und a zwa Planetn. Das war eine Durststrecke seit dem Feber. Aber am Freitag fuhren wir, Willy, Toni und meine Wenigkeit nach langem hin und her wieder mal aufs Hochbärneck um unseren Hobby nachzugehen. Es war wirklich ein hin und her, foa ma oda foa ma net. In Amstetten war fast geschlossene Bewölkung, aber in Süden, über dem Ötscher war ein riesiges Wolkenloch,welches nach Westen immer breiter wurde. Nur ganz im Westen war die Wolkendecke wieder geschlossen. Unser Entschluss oiso, Wuascht, a poa Stund haum ma sicha.
Erst gegen ¾ 9 trafen wir auf der Alm ein. Während ich mein Teleskop aufstellte, holten Willy und Toni von der Almhütte was zu trinken, den darauf hatten wir in unserer Eile vergessen.
Uns blies bei zirka + 15°ein böiger Föhn Wind um die Ohren. ♦Um 21.05 Uhr visierte ich als erstes den Mond an. Es war 5 Tage nach Neumond und der Terminator folgte ca. dem 17. östlichen Längengrad. Beim Blick durch das 20 mm Okular (50x) fielen mir gleich zwei interessante Gegenden auf. Die eine im Norden - Aristoteles, Eudoxus und Alexander, die zweite unterhalb des Äquators – Theophilus, Cyrillus und Catarina.
Jetzt erst mal das Okular umgesteckt, 20 mm raus 6,5 mm (ca. 154x) rein, den Mondfilter draufgeschraubt und die Reise kann losgehen, angefangen im Norden. Der Terminator verlief mitten durch Aristoteles. Während in die östliche Hälfte des Kraterbeckens ein tiefschwarzer Schatten fiel, lag die andere noch im Schatten. Lediglich sein westlicher Kraterrand war wie eine kleine Mondsichel, hell beleuchtet. Nur als schwarze Fläche zeigte sich der Krater Eudoxus. An den goldenen Henkel erinnerte mich der westlich des Terminators liegende Teil von Alexander. Die Gipfel um ihn wurden bereits von der Sonne angestrahlt während der Rest noch im Schatten lag. Weiter im Norden, über dem Mare Frigoris, galt meine Aufmerksamkeit lediglich den Kratern Gale, Christian Mayer und Meton, ein Astronom, der 432 v. Chr. den, möglicherweise den Babyloniern bekannten metonischen Zyklus einführte und eine der ersten Kalenderreformer war. Südlich der Dreiergruppe sollte man sich beim Sprung über das Mare Serenitatis keine nassen Füße holen. Ein kurzer Zwischenstopp bei Bessel, ehe man an den Ausläufen von Montes Haemus beim Krater Menelaus wieder Festland betritt. Am äußersten Zipfel des Gebirgszugs liegt das Cap Acherusia. Über Plinius und Dawes hinweg, bildet der Montes Argaeus den östlichen Eckpfeiler der Grenzlinie zum Mare Tranquilitatis. Zu Füßen des Gebirges landete beim Krater Littrow am 11. Dezember 1972 mit Apollo 17 die letzte Mondmission.
Über die Krater Ross und Maclear hinweg trifft man auf Sosigenes und damit auf den zweiten Kalenderreformer in dieser Runde. Er reformierte 46. v. Chr. für Julius Cäsar den bis dahin rein auf den Mond ausgerichteten römischen Kalender und man nannte ihn zu Ehren des Kaisers, Julianischer Kalender. Sein Krater lag allerdings um diese Zeit noch tief im Schatten.
Weiter nach Süden führte die Reise über die Krater Arago, Manners, Ritter und Sabine und weiter über Delambre, Alfragan und Hypatia zur zweiten Dreiergruppe, Theophilus, Catarina und zwischen ihnen, Cyrillus. Handelt es sich dabei um jenen Cyrillus, den Erzbischof von Alexandria, der 415 n. Chr. Hypatia, die wahrscheinlich einzige Astronomin der Antike, auf bestialische Weise ermorden ließ und auch noch heilig gesprochen wurde?
Westlich der drei Krater fielen mir in der Höhe von Tacitus bzw. in der Höhe von Zöller und Kant, zwei Gipfel auf, die wie zwei Signalfeuer aus dem Schatten leuchteten. Östlich des Trios liegt das Mare Nectaris, welches im Osten von den Pyrenäen eingefasst wird. Rund um das Meer liegen die Krater Capella, Mädler, Beaumont, Romana und Fracastorius, sowie in der Ebene des Honigmeeres der hell leuchtende Rosse.
Von Polybius springt man über das Montes Altai zu den Kratern Rothmann, Zagut, Lindenau, Rabbi Levi und Riccius. Folgt man den Ausläufern des Altai Gebirges, stößt man auf Piccolomini und Neander, weiter nach Süden auf Stiborius, Nicolai, Barocius und Baco, ehe ich mit Pitiscus und Manzinus meine Reise entlang des Terminators beendete.
Nun noch ein schneller Schwenk über den Ostrand des Mondes zurück nach Norden. Hier stachen mir vor allem die großen Krater wie Petavius, Vendelinus, Cleomedes, Messala, Atlas, Hercules und Endymion ins Auge. Natürlich durften auch das Mare Fecunditatis und das Mare Crisium nicht fehlen. Der Krater Procius, am Westrand des Krisenmeeres, wirkte wie ein Leuchtturm, aber der nördlich davon liegende Macrobius sowie der am Nord – Ost eck vom Mare Serenitatis gelegene Krater Posidonius waren auch schön anzusehen.
Auch Willy widmete seine Beobachtung anfangs unseren Trabanten und ihm fielen westlich entlang des zweiten Trios Cati, Cyrillus und Theo, vier „schwarze Löcher“ auf. Sie entpuppten sich von Süden als Fermat, Tacitus, Kant und jenen zwischen Kant und Cyrillus, der auf meiner Hallwag – Karte aber nicht benannt ist. Kann mir jemand einen Mondatlas oder Webseite empfehlen, auf der der Mond gut beschrieben ist? Rükl is zwoa guad, owa leida aus.
♦Zurück zu Willy. Dank seiner verschiedenen Filter wirkt der Mond in seinem Dobson viel kontrastreicher als bei mir, owa ma kau hoit net ollas haum.
Nun genug des Mondes. Es ist fast ½ 11 und von Westen rücken die Wolken immer näher. Östlich des Mondes, zu Castor und Pollux hin, wurde erst mal Mars anvisiert, der aber nicht mehr beeindruckte. Aber gemeinsam mit Castor und Pollux, sowie dem Mond war es eine schöne Konstellation. Etwas besser kam da schon Saturn, aber durch das schlechte Seeing waren lediglich die Monde Titan und Rhea zu sehen, Wolkenbänder konnte man nur erahnen und die Cassini Teilung fiel überhaupt aus. Aber da war sicher auch jene einzelne Wolke Schuld, die sich über den Löwen breit machte.
Was blieb uns da anderes übrig, als in den letzten Wolkenlücken noch ein paar Doppelsterne und offene Sternhaufen aufzusuchen. Wenn schon mal im Löwen, dann erst mal Algieba, ein schöner Doppelstern, weiter zur Krippe im Krebs und Castor im Zwilling. Schließlich suchte ich mir im tiefstehenden Fuhrmann die Sternhaufen M 36, M 37, M 38 und NGC 2281 sowie den Doppelstern Theta Auriga. Im Zenit stand der Große Bär und da nahm ich Mizar – Alkor und Dubhe aufs Korn. Natürlich durfte auch Polaris nicht fehlen, dessen Begleiter aber durch die schlechte Sicht nur hin und wieder aufblitzte. Den Abschluss bildete dann Izar im Bootes, ein orange leuchtender Stern mit einem blauen Begleiter. Kurz nach ½ 12 war es schließlich endgültig vorbei. Die Wolkendecke war zu und beim nach Hause fahren wurde der Wind noch stärker und es regnete sogar.
Trotz der schwachen Ausbeute will ich besonders den Mondspaziergang nicht missen und bin mir sicher dass beim nächsten mal wieder mehr zu sehen sein wird.


tschüß Alex


Bild

1 Galle

2 Aristoteles

3 Mitchell

4 Eudoxus

5 Alexander



Bild


1 Theophilus

2 Mädler

3 Cyrillus

4 Kant

5 Catarina

6 Beaumont

7 Polybilus
Zuletzt geändert von Alrukaba am 20.04.2008, 00:02, insgesamt 3-mal geändert.
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kilo
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Beitrag von kilo »

Ahoi Alex!

Studienreise am Mond! :D Wirklich sehr schön beschrieben, richtig zum Mitleben.
Macht richtig Lust auf mehr Mond, Danke.
Grüße Robert
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