Frage:Enttäuschendes Seeing bei 135-facher Vergrösserung ?

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artefax
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Frage:Enttäuschendes Seeing bei 135-facher Vergrösserung ?

Beitrag von artefax »

Hallo Astros,
nach dem grossartigen Eindrücken die man unter den widrigen Umständen am Hauptplatz am Samstag gewinnen konnte, konnte ich nicht widerstehen mit meinen eigenen Rohr, einem 4-Zoll Maksutov, noch mal ranzugehen. bei 54-facher Vergrösserung alles knackig, bei 135 und 150-facher keine Chance auch nur Sterne ( z.B. Cor Caroli, Albireo ) scharf zu kriegen. Meine Frage: kann es da was mit meinem Spiegel haben oder ist es möglich, das die Luft wirklich so unruhig war ? Ich hatte schon ausgezeichnete Schärfe, mit dem Rohr selber ist nichts besonderes geschehen, ich bin aber dennoch ein wenig beunruhigt. Wie kann ich die die Optik ordentlich prüfen? Einfach wieder aufs Feld oder gibt es "objektivere" Möglichkeiten ?

Achja, zu meiner Beobachtungspostion: ich wohne in Urfahr, Nähe Pöstlingberg-Endstation, das Umgebungslicht ist relativ stark, im Vergleich mit dem Hauptplatz aber ein Bruchteil. Es ist mir beim Beobachten natürlich aufgefallen, dass die Sterne, wegen dem Wind vermute ich, auch am Zenit flackerten...aber dennoch, das Saturn so unscharf ist und eben oben genannte Doppelsterne, das wundert mich doch sehr.

Danke für mögliche Antworten, Alex Wilhelm
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Josef
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Beitrag von Josef »

Das kann schon mal vorkommen bei schlechtem Seeing, da wird aus einem Pinpoint-Star dann eine richtige Pusteblume!
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herbraab
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Beitrag von herbraab »

Servus Willi,

das kann viele Gründe haben. Der häufigste ist schlechtes Seeing (Luftturbulenzen), der zweithäufigste ein dejustiertes optisches System. Das lässt sich bei einem Blick durch das Teleskop aber unterscheiden. Es kann aber z.B. auch an der Qualität der Okulare liegen.

Am besten, Du nimmst bei gutem Wetter Dein Teleskop einmal zur Sternwarte mit. Da können wir durchschaun und vielleicht lässt sich dann die Ursache schon erkennen. Und wir können direkt mit dem 4" Fluorit-Refraktor vergleichen.

Übrigens: Das Umgebungslicht am Hauptplatz stört zwar beim Auffinden lichtschwacher Objekte, auf die Schärfe hat es aber keinen Einfluss. Allerdings ist die große, gepflasterte Fläche am Hauptplatz auch nicht gerade geeignet, das Seeing zu verbessern. Aber ich muss sagen, dass Seeing am Samstag war gar nicht so schlecht.

Viele Grüße, Herbert
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artefax
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Beitrag von artefax »

Hallo,
danke erst mal für die Antworten, ja, das mit dem in der Sternwarte ansehen ist sicher eine gute Sache, ich weiß nicht ob ich es diese Woche schaffe, nächste aber bestimmt. Bis dahin werd ich sicher noch einmal einen Blick an den Himmel werfen, vielleicht hat es sich dann eh schon geklärt.

Im Übrigen werde ich auch mal gerne eure Pflegetips für Okkulare abfragen, ich bin da noch nicht so firm.

Danke euch, bis bald, Willi
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herbraab
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Beitrag von herbraab »

artefax hat geschrieben: Bis dahin werd ich sicher noch einmal einen Blick an den Himmel werfen, vielleicht hat es sich dann eh schon geklärt.
Versuch einmal, den Stern etwas unscharf zu stellen, so dass Du ein kleines, helles Scheibchen mit dem Schatten des Fangspiegels in der Mitte siehst. Der Fangspiegelschatten sollte exakt zentrisch sein, sonst musst Du die Optik justieren. Wie das dann im Detail bei deinem Instrument geht weiss ich nicht, aber wahrscheinlich hast Du ein Benutzerhandbuch bekommen, wo das beschrieben steht.

Schlechtes Seeing erkennst Du einach am "wabern" oder "zittern" des Sterns. Das kann jetzt von der Atmosphäre kommen (da kann man eh nur wenig machen), oder von der Luft im Instrument (Tubusseeing). Bei einem geschlossenen Tubus kann es schon eine Weile dauern, bis der Temperaturangleich geschafft ist.

Vielleicht kannst Du damit schon einmal rausfinden, woran es liegt.
artefax hat geschrieben:Im Übrigen werde ich auch mal gerne eure Pflegetips für Okkulare abfragen, ich bin da noch nicht so firm.
Ich mach's so, dass ich Staub erst einmal mit einem feinen Optik-Pinsel entferne. Das hilft (hoffentlich :wink:) bei der anschliessenden Reinigung mit dem Tuch, dass es keine Kratzer gibt. Dann tropfe ich einen Tropfen Reinigungsflüssigkeit auf ein Microfaser-Tuch zur Optikreinigung und entferne damit Fettspuren von den Wimpern oder anheftenden Staub. Nicht zu fest drücken dabi, eben wegen der Kratzer - das Lösen des Schmutzes soll ja die Flüssigkeit machen, nicht der Druck. Rückstände von der Flüssigkeit (so es welche gibt) entferne ich nach dem Eintrocknen am Ende noch mit dem trockenen Micofasertuch.

Reinigungsflüssigkeit, Optikpinsel und Tücher kriegts Du bei Astro-Händlern oder bei gut sortierten Fotofachgeschäften.

Und das wichtigste: Nicht zu oft putzen. Ein paar Staubkörner und Fettfleckchen von den Wimpern sehen tagsüber zwar nicht schön aus, stören aber bei der Beobachtung in der Nacht nicht wirklich. Durch zu viel putzen kriegst Du aber vielleicht Kratzer in die Linsen oder es löst sich sogar die Vergütung. Das hat sicher negativere Auswirkungen, als etwas Staub auf der Augenlinse.

Grüße, Herbert
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artefax
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Beitrag von artefax »

Danke für die Tipps Herbert, das werd ich gleich mal probieren.
Bis denne, Willi
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lajos
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Beitrag von lajos »

Hioer findest Du auch Info über seeing.
(es ist zwar ungarisch, aber ich habe einfach keine zeit alles übersetzen...)

http://www.teleskop-austria.at/contents ... encia.html

Viel Spass bei der Betrachtung der Simulation!.

LG: lajos
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artefax
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Beitrag von artefax »

Ja, ich habe gestern noch einmal einen Feldversuch gestartet...ich denke das Seeing ist in Linz momentan wahrscheinlich wegen der Thermik der Gebäude wirklich nicht allzu berühmt. Ich werde aber auf jeden Fall das Teleskop zur Warte mitnehmen, und euch Profis mal drüber schauen lassen.

Danke allen für ihre Antworten, bis demnächst, Willi
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