Beobachtungsberichte vom 4. bis 12. Mai

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Alrukaba
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Beobachtungsberichte vom 4. bis 12. Mai

Beitrag von Alrukaba »

4. Mai

Eigentlich war es von der Bewölkung her sehr vielversprechend um Merkur erfolgreich beobachten zu können. Gegen 20 Uhr 30 trafen sich Willy und ich im Nord –West – Eck von Amstetten. Es war leicht bewölkt, fast windstill und das bei ca. +15°. Aber es sollte anders kommen.
Auf meine Frage:“ Wo is´n t´Sun untegaunga“, meinte Willy:“ Do, üwa den Bauanhaus.“
Und genau da stand die einzige Wolke am Westhimmel. Owa, Woikn haum die Aungewohnheit, daß sie si bei Zeitn vazieagn. Diesmal aber, leider nicht, oda etsch. Anstatt sich zu verdünnisieren verdichtete sie sich und mit ihr die Restbewölkung.
Langsam kamen die ersten Sterne zum Vorschein – Castor, Pollux und Mars, den ich gleich mal anvisierte. Weiters kamen Prokyon und Beteigeuze und die Wolke im NW wurde immer dichter. Ab und zu leuchtete Aldebaran durch. Da ein Loch im Löwen, schnell auf Saturn umgeschwenkt, der stand da – wau, aber leider nur für ca. 5 Sekunden und das bei echt gutem Seeing.
Ein kurzer Rundumblick, mindestens 80% Bewölkung – „des hot kann Sinn mea“. Als wir zusammengepackt hatten war es komplett bedeckt – „ Najo, treff ma si aum Donnastog nu amoi.“
Übrigens – Willy hat aufgerüstet. Hat sich zu zwei Zenitspiegel zwei Refraktoren bei eBay ersteigert. Endlich, da Mau wiad vanünftig.
1 x 1000 : 102, wie meina und 1 x ca 700 : 60.

8. Mai

Gleiche Zeit, gleicher Tatort, nua Willy woa auf´m Hochbärneck. Ich war viel zu früh für Merkur, also nahm ich mir erst mal den Mond, es war 3 Tage nach Neumond, etwas oberflächlich vor. Der Terminator war bei zirka 48° östlicher Länge. Der Manta Rochen – aaah, das Mare Crisium, es erinnert mich irgendwie an einen, nur die Peitsche fehlt, in der Mitte. In südliche Richtung ginges über Langrenus, Vendelinus, das Mare Fencunditatis, weiter zu Petarius, Snellius, Sterinus, Furenius, Reitha, Metius, Fabricius und Rosenberg. Im Norden Cleomedes, Burckhardt, Geminius, Messala, Atlas, Endymion und De La Rue.
Dann endlich kurz nach 9, der flinke Götterbote zeigte sich genau da, wo vor ein paar Tagen die Wolke stand. Halb beleuchtet, aber durch die dicken Luftschichten, sehr wabbelig. Kurz darauf tauchte auch Gerald auf der Bildfläche auf. Auch durch sein Teleskop kam er gut rüber und wir betrachteten ihn, bis wir ihn nicht mehr sehen konnten.
Dann erst mal Mars – naja, weiter Saturn. Drei Monde auf der rechten Seite – Titan, Rhea und zeitweise Tethys. Ist das ganz links außen Japetus? Ziemlich gewagt für mein Gerät. Sonst – Cassini Teilung, ein paar Farbbänder, Seeing – fast perfekt.
Bis zum zusammenpacken noch ein paar Standartobjekte. M 44, M 57, M 13, Marfak – einfach toll und Polaris.
Kurz vor ½ 11, man muß ja am nächsten Tag wieder arbeiten, beendeten wir unsere Beobachtung.

9. Mai

Ich holte gegen ¾ 8 erst mal Michael und sein Rohr, ein Newton - 1600 : 350, aus Steinakirchen ab, liegt ja quasi auf der Strecke. Wir hofften, dass die Adapterschiene, die er brauchte um es auf unsere Montierung zu bringen, nicht belegt ist. Eine dreiviertel Stunde später trafen wir auf der Alm ein. Kurt und Josef und ein paar Gäste, kurz nach Neumond ist immer unser öffentlicher Tag, waren auch schon da. Sepp hatte schon unser Vereinsteleskop, ein Mead 10“ Schmidt Cassegrain - 2500 : 250 und Kurtl seinen Dobson aufgebaut.
Seit Tagen schwirrte mir schon die Idee im Kopf herum, mein Teleskop erst mal am Parkplatz der Almhütte aufzustellen, den von hier aus müßte Merkur zu beobachten sein, also schaute ich gleich mal rüber. Mein Gefühl täuschte mich nicht, nach Westen hatte ich Blick bis zum Sonntagberg, Luftlinie ca. 35 km. Ich baute also auf und gegen ¾ 9 konnte ich das erste Mal den Mond anvisieren.
Zufällig hörte ich jemand rufen,:“ Wea kummt mit auf d´Sternwate?“ Das waren meine ersten Opfer und ich sagte ihnen, dass sie Merkur, wenn sie ihn sehen wollten, nur von hier aus sehen könnten. Und schon stand eine Familie mit 4 oder 5 Kindern aus Tulln rund um mein Fernrohr. Ich zeigte ihnen erst mal den Mond, den für Merkur war es etwas zu früh. Kurz nach 9, endlich. Ich sagte den Kindern dass sie den Mond auf der Warte auch noch sehen könnten und visierte den flinken Planeten an, der sich eine Handbreite über den Bäumen zeigte. Auch von der Warte sind nun ein paar Leute herübergekommen, Michael, ein pensionierter Hausarzt aus Oberndorf mit einem Bekannten, zwei Jungs aus Scheibbs und ein gewisser Herr Jenner aus Wien, der sein Teleskop auf unsern Parkplatz aufgestellt hatte und von dort ein echt supa Bild der Milchstraße über dem Ötscher gemacht hat.
Nachdem alle Merkur betrachtet hatten schwenkte ich mal kurz um auf den Sonntagberg und den konnte man trotz der Distanz und 200 Meter Höhenunterschied, gut erkennen. Kurz darauf baute ich ab und kurz nach ½ 10 ging´s auf der Sternwarte weiter. Hier waren 10 – 15 Leute versammelt und Günther, einer der beiden Scheibbser, hatte auch sein Rohr aufgebaut, ein C 5, 1250 : 127. Leider hatte die Adapterschiene am Vortag Wolfgang für sein Gerät gebraucht und in seiner Hütte eingesperrt; schade für Michael,
Wir hatten um + 10 Grad, es war windstill und Mars stand schon ziemlich tief im Westen, aber dank des relativ guten Seeing noch schön zu beobachten. Etwas rechts von Mars stand der Mond, den ich gleich mal unter die Lupe nahm, aber da hat sich gegenüber von gestern nicht viel geändert, lediglich der Terminator hat sich ein paar Grad nach Westen verschoben. Also weiter auf Saturn, nicht schlecht. Deutlich waren die Cassini Teilung, ein paar Farbbänder, sowie die Monde Titan und Rhea zu sehen. Ab und zu blitzten sogar Dione und Tethys auf und ist das da links außen nun Japetus oder doch nur ein Hintergrundstern; naja egal.
Da ich schon mal im Löwen war, startete ich mit Algieba eine kleine Doppelsternrunde, für andere Objekte war der Mond noch viel zu hell. Dann weiter mit Algorab, ein von der Helligkeit her sehr unterschiedlicher Doppelstern. Der nächste war Marfak im Herkules und irgendwann hatte Günther M 81 und M 82 im Großen Bären im Rohr, echt schön anzusehen. Auch Kurt hatte die beiden im Visier und noch etwas größer. Hier stellten sich natürlich die meisten Leute an aber auch bei mir war einiges los. Ich stellte den Polarstern ein, jeder kennt ihn zwar, aber dass er auch ein Doppelstern ist wissen die wenigsten Laien.
Gegen ½ 11 – 11 lichtete es sich wieder auf der Warte und Sepp machte mit dem Mead ein paar Fotos von Saturn. Wind ist etwas aufgekommen und es wurde auch etwas kühler. Ich setzte nun meine Tour mit den Doppelten im Bootes fort, die ich ein paar Wochen vorher ja wegen Wolken nicht mehr beobachten konnte. Erst mal Zeta und Pi und als nächster Izar, ein ziemlich schöner, wenn auch enger Doppelstern. Michael meinte, dass der bei mir besser käme als bei Kurt. Kann sein, den hab ich bei ihm nicht gesehen. Schließlich noch My Bootes oder Alkalorops, ein Dreifachsystem, den ich aber nur doppelt sah.
Endlich war auch M 13 hinter dem Hüttendach hervorgekommen, kam diesmal echt gut rüber. Auch Günther hatte ihn im Visier, toll. Da wir uns immer sagten was wir gerade im Visier hatten, konnten wir nun in den vier Teleskopen M 5 (Ser), M 104 (Vir), Albireo (Cyg) und bei mir M 64, die Blackeye Galaxie im Haar der Berenice ansehen, auf die ich vor ein paar Wochen ganz vergessen habe.
Irgendwann fragte mich Sepp ob er durch mein Rohr ein Foto vom Mond machen könne, ist echt toll geworden. Währenddessen bertachtete ich bei Günther M 57 und bei Kurt M 51. Ich nahm dann auch noch mal M 5 auf´s Korn. Von der Schlange ging ich dann gleich weiter in den Schlangenträger und suchte mir die Kugelsternhaufen M 12 und M 10, die echt gut rüber kamen. Danke Werner für die Anregung. Auf der Such nach M 14, der etwas Schwierigkeiten machte, stieß ich auf den offenen NGC 4665, ehe ich auch diesen Kugelhaufen abhacken konnte.
Kurt packte schon vor Mitternacht zusammen und auch Günther und sein Freund verabschiedeten sich wenig später. Sepp verließ uns gegen 1 Uhr, ließ uns aber das Mead stehen, über das sich nun Michael hermachte.
Nun konnte ich mir auch Epsilon Lyra reinholen, der war bis jetzt hinter´m Dach versteckt. War zwar knapp aber doch zu trennen. Gleich darauf nochmal M 57, während Michael NGC 6229 im Herkules und später den Granatstern im Kepheus im Visier hatte. Schließlich hatten wir doch noch den Riesen in unserem Sonnensystem erwartet. Zwischen ¾ 2 und 2 Uhr betrat Jupiter die Himmelsbühne. Seine 4 Monde standen alle auf der rechten Seite und da wir ihn sowieso den ganzen Sommer über beobachten können, räumten wir kurz nach 2 Uhr das Feld.
Am Parkplatz war immer noch Günter aus Wien mit seinem C 8 Fernrohr.
Wer auch die Bilder sehen will, sollte bei www.astrostation.at unter News nachsehen.


10. Mai


Mist, ich hab mich wieder mal mit der Zeit vertan und den Anfang der Marsbedeckung verschlafen. Zum Glück hatte ich nach dem Essen gleich mein Teleskop auf der Terrasse aufgestellt. Ich weiß nicht, warum der in meinen Gedanken erst eine Stunde später angesetzt war. Wieder mal ist die astronomische Uhr nicht meinen Gedanken gefolgt. Egal, auch der Austritt war schön zu beobachten, plötzlich stand er da, gegen 15 Uhr 21 und entfernte sich ziemlich rasch von unserm Begleiter oder eigentlich umgekehrt.
Umgeschwenkt auf den Mond, naja, kommt am Nachthimmel sicher besser. Was gibt es auf der Sonne neues – nix, trotz zunehmender Aktivität, kein Stäubchen. Aber wie schrieb Lajos an anderer Stelle, die Sonne hält sich an keine Lehrbücher.


11. Mai

Am Nachmittag wieder mal die Sonne, wieder nix und der Mond. Der war dann zu vorgerückter Stunde dann doch schöner zu beobachten, er hat wieder zugenommen. Schnell noch denn Mars und Saturn, jedoch war da nur Titan zu erkennen.


12. Mai


Am Nachmittag stand ich wieder mal auf der Terrasse und betrachtete die Sonne, die war aber immer noch blütenweiß. Der halbe Mond beeindruckte bei dem Licht auch nicht besonders. Der Wind der letzten Tage hat nachgelassen, also startete ich am Abend für dieses Wochenende eine letzte Beobachtungsrunde.
Kurz nach neun war es dunkel genug um Merkur aufzusuchen. Er stand ziemlich tief im Westen über den Dächern der Nachbarschaft. Der flimmerte aber ziemlich herum, also schwenkte ich um auf Mars. Das Seeing war gut, wie in den letzten Tagen und so stand der rote Planet fast wie ausgestochen da. Nur Schade das keine Details mehr zu erkennen waren. Also weiter mit Saturn. Cassini Teilung, ein paar Farbringe und drei Monde, auch wenn der dritte nicht eindeutig zu identifizieren war. Tethys oder Dione, oder beide abwechselnd? Sie standen an diesem Tag ziemlich knapp beieinander. Egal, weiter zum Mond. Eigentlich wollte ich nur einen kurzen blick darauf werfen, aber dann schenkte ich dem Terminator vom Südpol bis hinauf zum Krater Lacaille doch mehr Aufmerksamkeit. War echt schön anzusehen, also machte ich eine Skizze.
Zwischen den Kratern Lilius, östlich und Deluc, westlich des Terminator, fiel mir ein Lichtschattenspiel auf, dass ich sofort zu Papier brachte. Südlich davon fielen mir nur noch die Krater Zach und Curtis auf. Darüber war Wright und östlich ging es weiter zu Heraclitus, Cuvier, Licetus und Reypastor. Im Norden stieß ich dann auf Stöfler, Miller, Fernelius, Kaiser, Nonius und Walter, dessen Kraterbecken im tiefen Schatten lag, nur sein Zentralberg leuchtete wie ein Leuchtturm heraus. Weiter ging die Reise zu Alicsnsis, Werner, Apianus, Krusenstern, Blanchinus und Lacaille. Auf der Schattenseite blitzten im Bereich der drei letztgenannten zwei Gipfel heraus. Über den Rest des Mondes schwenkte ich dann nur so drüber, aber auch da fielen mir folgend Formationen auf. Dem Terminator nach Norden Albateghius, Hipparchus, das Sinus Medii mit dem Krater Triesenecker, das Mare Vaporum mit dem Krater Manilius und über den Montes Haemus ins Mare Serenitatis. Nach Norden zu Alexander, Eudoxus und Aristoteles, über den Kaukasus zu Cassini und schließlich ganz nach oben über das Mare Frigoris zu Barrow und Meton. Dann schließlich dem beleuchteten Rand hinunter über Endymion, Atlas und Cleomedes zum Rochen. Die Region südlich des Mare Crisium überflog ich dann nur noch kurz, der hatte ich ja schon einige Tage vorher meine Aufmerksamkeit geschenkt. Nach dem Spaziergang über den Mond machte ich eine Pause und wartete, bis er nur noch seinen Schatten auf meinen Beobachtungsplatz warf.
Danach suchte ich mir einige Doppelsterne im Schlangenträger und stieß irrtümlich auf Ras Algethi im Herkules. Naja, der Mondschein war eben immer noch da. Na wenn schon mal im Halbgott, dann holte ich mir auch noch M 13 rein. Aber nun ging ich doch meinem Vorhaben nach und suchte mir 67 -, 68 – und 70 Ophiuchus, drei etwas schwächere Doppelsterne. Wenn schon mal in der Gegend, versuchte ich es mal mit dem Barnard Pfeilstern. Da biß ich mir aber die Zähne aus, da war wohl der Mond noch zu hell. Damit schloß ich meine Beobachtungen für diesen Abend kurz vor eins. Na dann tschüß bis zum nächsten mal,

Alex


Bild

1 Stöfler
2 Faraday
3 Reypeston
4 Licetus
5 Heraclitus
6 Cuvier
7 Lilius
8 Jacobi
9 Pentland
10 Zach
11Deluc
12 Wright
13 Miller[/url]
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