Beobachtungsbericht vom 28. Juni 2008

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 28. Juni 2008

Beitrag von Alrukaba »

Letzten Samstag war wieder mal volles Programm, Hochbärneck war angesagt und uns erwarteten 13 bis 14 Personen aus Göttweig. Gegen 18 Uhr rief mich Herr Neumayr an und versicherte sich, daß es auch für sie ein erfolgreicher Beobachtungsabend werden würde. Es war klarer Himmel, von Amstetten bis zum Ötscher, also versicherte ich ihm, daß diesem nichts im Weg stehen würde-, noch nicht.
Als ich kurz nach acht aufbrach, sah die Lage anders aus und ehrlich gesagt, währe niemand angemeldet gewesen hätte ich eventuell auf nicht einmal den halben Weg wieder umgedreht und sicher später bereut.
Gegen 21 Uhr traf ich auf der Alm ein, kurz nach mir Kurt und die Lage sah nicht rosig aus, es war zu 80 – 90 % bewölkt, also beschloßen wir erst mal was trinken zu gehen. Da lief mir gleich Herr Neumayr über den Weg und auch er war nicht guter Dinge. Er beschloß mit seiner Gruppe, 4 Erwachsene und mehrere Kinder, sich erst mal etwas die Füße zu vertreten. Kurt und ich tranken in der Hütte gemütlich einen Kaffee und trafen etwas später, gegen 21 Uhr 45 bei unserer Beobachtungsstation auf die Gruppe.
Rasch waren die Geräte aufgebaut und weil sich, der Bewölkung wegen, nichts anderes zeigte, wurde als erstes Akturus anvisiert. Ansich nichts besonderes, aber als ich den interresierten Nachwuchs ein Bild zeigte, welches das Größenverhältnis von Akturus zur Sonne zeigte, hörte ich das erste, pfau. Langsam öffnete sich der Himmel und der Paradedoppelstern, Mizar – Alkor wurde anvisiert. Sie waren begeistert von dem Mehrfachsternensystem, ebenso von Polaris, der ja auch nicht ganz alleine ist.
Alle warteten geduldig, naja fast alle, dem Pauli, dem Knirps der Gruppe, konnte es nicht schnell genug gehen. Da die Frage:“ Kau ma in Saturn sehn?“ Blick nach Westen, „ ja kann man, grod nu“ – denn der stand schon ziemlich tief. Sofort umgeschwenkt und wieda, pfau. Schön stand er noch da samt Titan und bei Kurt sogar noch etwas größer. Leider rief man die jüngsten der Gruppe schon bald zum Matrazenhorchdienst und so entgingen ihnen Objekte wie M51, 61 Cygni, M 57 und Epsilon Lyra und auch Kurt gab sein bestes. Natürlich wurde viel gefragt und von unserer Seite so gut wie möglich Auskunft gegeben.
Irgendwann zwischen ½ 11 und 11 traf auch Gerald mit 4 Bekannten auf der Alm ein, fragte nach Saturn und wurde enttäuscht. Tjo, wea t´spot kummt, dea hot des Nochsehn. Kurz nach 11 warn wir dann nur noch zu siebt und da betrat Jupiter mit seinen 4 Monden, allesamt rechts von ihm aufgefädelt, die Himmelsbühne. Er waberte zwar noch ein wenig, daß war bei der tiefen Stellung aber entschuldigt. Mittlerweile hat es total aufgerissen, es war etwas frisch, 15 – 20°, leichter Wind von Osten und das Seeing war hervorragend. Rasch ein paar Standartobjekte, M27, M 17 und M 16, den ich vorher schon bei Kurt betrachtet hatte. Schließlich probierte ich NGC 6992, den Schleiernebel im Schwan, nachdem ich ihn ebenso vorher bei Kurt gesehen habe, man konnte ihn zumindest erahnen. Schnell noch ein Schwenk auf Albireo, ehe ich mich über den Skorpion hermachte. Aber erst mal einen Blick die Milchstraße entlang. Sie stieg im Norden durch die Kassiopeia hoch, floß durch den nach Süden fliegenden Schwan, man konnte selbst mit freiem Auge problemlos den Nordamerikanebel sehen, ehe sie sich im Bereich Pfeil – Füchschen teilte, wobei die abzweigende „Sackgasse“ in der Schlange endete. Der Hauptstrang streifte den Delfin, verbreiterte sich über den beiden Sternbilder Adler und Schild, wo man gut die Schildwolke erkennen konnte, ehe sie in den Tierkreisbildern Schütze und Skorpion scheinbar den Westhang des Ötscher hinunterfloß.
Im Skorpion nahm ich erst mal M 4 aufs Korn und begann damit einen Rundgang zu mehrere Kugelsternhaufen des Sommerhimmels. Weiter zu M 80, den beiden offenen M 6 und M 7, der aussah als würde er zum Ötscherhaus hinunterwandern und natürlich durften M 8 und M 20 im Schützen nicht fehlen. Plötzlich ein Aufschrei von Kurt,:“ I sich auf´m Jupita in großn rotn Fleck!“ Ein kurzer Sprint zu seinem Dobson und wirklich, wau, so gut war das Seeing um diese Jahreszeit selten. Natürlich mußte ich gleich nachschauen, ob sich der in meinem Rohr auch zeigt. Ohne Filter war er nur schwer zu erkenne, aber mit Hilfe des Mondfilters konnte ich ihn, mit 113 facher Vergrößerung, schon gut sehen. Deutlich konnte man beobachten, wie er innerhalb einer ½ Stunde bis Stunde, sich von Osten nach Westen wanderte.
Weiter ging meine Wanderung mit M 13 und M 92, sowie Marfak, mein Favorit-Doppelstern im Herkules. Kurt hatte schließlich noch M 14 im Schlangenträger drin, ehe wir uns eine kurze Pause gönnten. Gerald und seine Freunde waren längst schon wieder abgedampft, aber Kurt und ich wollten den Mond aufgehen sehen und das kann auf der Alm bis zu 2 Stunden länger dauern als im Flachland. Die herum Sitzerei, schlafen konnte ich noch weniger, wurde mir schließlich zu langweilig und so verkürzte ich mir die Zeit mit dem untergehenden M 3 in den Jagdhunden, sowie den aufgehenden M 31, h/χ, und M 15 in der Andromeda, den Perseus und dem geflügelten Pferd Pegasus. Dann noch eine kurze Pause, noch mal auf Jupiter und ich wollte schon abbauen als ich gegen 3 Uhr früh endlich den Mond durch die Bäume schimmern sah. Gut eine ¼ Stunde später war er schließlich hoch genug, um ihn das erste mal fast ohne Störung zu beobachten. Immer wieder zogen Wolken durch und gegen Mitternacht war es fast schon störend, aber zum Glück verzogen sie sich immer rasch wieder. Aber die leichten Wolken sollten, bei einer meiner raren Beobachtung des abnehmenden Mondes in meiner astronomischen Laufbahn, nicht stören. Der Terminator lief ca. entlang des 39. Längengrades. Als erstes fiel mir Gassendi auf. Er bildete mit Doppelmayer und Mersenius ein Dreieck, das das Mare Humorum einrahmten. Nord Westlich, über das Oceanus Procellarum, waren Grimaldi, Hevelius und Cavelenius zu finden. Mitten im Ocean trieben Flamsteed, Reiner und Marius und weiter im Norden Schiaparelli, Herodotus, Aristarchus und Prinz. Noch weiter oben schwenkte ich dann noch von Marian und Aymat zu Sharp und weiter über Harpalus im Sinus Roris bis Pythagoras. Im Süden fielen mir noch Schickard, Zucchius, Bettinus und Kircher, sowie der langgezogene Krater Schiller auf, der sich vom Schatten gerade noch ins Licht schob.
Um ¾ 4 packte ich dann doch zusammen. Ich hätte ja wie Kurt auch gern noch ein paar Stunden geschlafen bevor ich nach Hause fuhr, aber mein Sohnemann hatte an diesem Tag Geburtstag und der wollte so bald wie möglich in der früh seine Geschenke auspacken, aber das werde ich sicher mal nachholen um den Mond genauer unter die Lupe nehmen zu könne

tschüß Alex
Zuletzt geändert von Alrukaba am 03.07.2008, 21:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Hallo Alex!

Einen wunderbaren Bericht hast du da abgeliefert - ein schönes kontrastreiches Programm, sogar inklusive Nachwuchsförderung. ;) Was will man mehr.

Was mich vielleicht noch interessieren würde, wären die verwendeten Geräte bzw. Öffnungen und die Grenzgröße (ungefähr)...

LG Christian
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Christian!

Erst mal danke für die positive Reaktion. Die Grenzgröße lag ca. bei 5 - 6 mag., vielleicht auch etwas mehr, werde nächstes mal mehr darauf achten. Kurt hat einen Dobson mit 200 cm Brennweite und 45 cm Öffnung, Gerald ein eher für Vogelbeobachtung gebautes Swarovski Linsenteleskop mit ca. 60 cm Brennweite und vielleicht 7,5 cm Öffnung und ich einen C 102 Refraktor mit 100 cm Brennweite und 10,2 cm Öffnung. Tja und sonst, man tut halt was man kann, selbst für den Nachwuchs

tschüß Alex
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo Christian!

Ich hab mich bei Geralds Swarovski leider geirrt, hab heute nachgefragt. Sein Gerät hat 460 mm Brennweite und 80 mm Öffnung, also ein tolles Öffnungsverhältnis für kleine Okulare um durch die Milchstraße zu wandern, aber auch bei höherer Vergrößerung nicht zu unterschätzen

tschüß Alex
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