Beobachtungsbericht vom 7. August 2008

Astronomie, Naturbeobachtung, Mikroskopie...
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Alrukaba
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Beobachtungsbericht vom 7. August 2008

Beitrag von Alrukaba »

Schon am Nachmittag rief mich Sepp an, ob ich Lust hätte zu ihm nach Saxen zu kommen, um gemeinsam durch unser Universum zu reisen. Außerdem sollte ich Gerald und Willy anrufen, ob sie auch Zeit hätten. Gerald sagte ja und von Willy hab ich bis heute nichts gehört. Am Abend rief ich Sepp an, gab ihm unser okay und gab auch gleich einen Beobachtungswunsch bekannt.
Kurz nach ½ 10 war ich in Saxen – Au, der Donau – Filialsternwarte des Hochbärneck in Südböhmen. Am Weg dort hin, vergewisserte ich mich aber erst noch, wie es mit der Bewölkung aussehe, denn von Westen zog eine ziemlich dunkle Wolkenbank auf und auch der Mond versteckte sich zeitweise. Sepp gab ein okay, eine Weile würde es schon gehen.
Erst mal ein Blick in die Sternwarte. Hier wurde noch fleißig ausgerichtet, damit später alles auf Knopfdruck funktioniert und dafür orientierte er sich an Akturus. Also begab ich mich erst mal zum Pool, wo ein kleiner Refraktor aufgebaut war. Ich ließ dieses Mal mein Gerät zu Hause und war deshalb nur Gastgucker bei den anderen. Sepp stellte Jupiter ein, der noch ganz gut rüber kam. Zu sehen waren seine vier Monde, Europa rechts, Io, Ganymed und Kallisto links, sowie zwei Wolkenbänder.
Zurück zur Sternwarte, stellte Sepp mein Wunschobjekt ein. Erst mal am Laptop eingestellt, auf´s Knöpfchen gedrückt and the Telescop Go To. Erst mal sahen wir nix:“ Do miaß ma stärka vagreßan.“ Also 9 mm Okular rein, das bedeutet 200 fache Vergrößerung. Dann störte ein Anruf von Gerald, er irrte wieder mal umher. Ein paar Minuten später war er bei uns.
Schließlich widmeten wir uns zu dritt meinem Objekt der Begierde. Sepp zeigte mir erst mal am Laptop, worauf ich achten müßte. Ein Dreieck in der Mitte des Okulars, links davon zwei einzelne Sterne, dann einen der beiden anvisieren, in die Mitte blinzeln und aus dem Dreieck wird eine Raute, dessen untere Spitze das Wunschobjekt ist. Das erste Mal blinzeln – nix, ein zweites Mal – wieder nix, noch Mal – „ Jo, i hob eam!!“
Er blitzet zwar nur hin und da auf, aber er war da, der letzte seiner alten Art, der zweite seiner neuen, der Zwergplanet mit der Nummer
134 340, der Ex – Planet der seinen Namen nicht von Mickey´s treuesten Begleiter hat sondern vom römischen Gott der Unterwelt. Die Rede ist von Pluto, dem ehemaligen Außenposten unseres Planetensystems. Selbst für Josefs Refraktor, ein Gerät von dem ich nur träumen kann, war Pluto an diesem Tag, zumindest visuell, hart an der Grenze des sichtbaren. Wie gesagt, man mußte blinzeln um ihn indirekt zu sehen, aber ich konnte ihn das erste Mal live sehen, einfach toll.
Gerald war natürlich auch gespannt darauf, aber als es ihm zu lange dauerte, ging er hinunter zu seinem Vogel –Spektiv, welches er ebenfalls am Pool aufgebaut hatte, um Jupiter genauer zu studieren.
Pluto wurde, weil er immer nur kurz aufblitzte, von mir bald nur „der Blitzer“ genannt aber er war nicht der einzige dieses Abends. Als sich nämlich Sepp und ich an Pluto sattgesehen hatten und zum Pool runter gingen, um das Seeing zu prüfen, suchte Gerald verzweifelt nach dem dritten Wolkenband auf Jupiter. Und als er sich endlich entschloss sich Pluto anzusehen, hatte er zwar ein Wolkenband gefunden, aber leider nur jenes, hinter dem sich der Zwergplanet versteckte. Okay, war vielleicht auch meine Schuld, aber bei einem ersten Blick, vor seinem Studium, meinte er nur: „ I sich nix;“ – und zog von dannen.
Um zum Seeing zurück zu kommen, so waren uns Sepp und ich einig, direkt 5 – indirekt 6 mag. Wir hatten etwas mehr als 20° und das bei schwachem Westwind.
Aber die Wolken zogen immer mehr zu und so holten wir uns die Objekte rein, welche in den Lücken noch sichtbar waren. Ich suchte mir in Josef`s Pool Refraktor M 13 und M 51 und in Geralds Spektiv Mizar – Alkor und Epsilon Lyra. In der Warte konnte ich mir dann noch mal M 13, schon ziemlich vernebelt und Mizar – Alkor, sowie NGC 6543, den Katzenaugennebel im Drachen ansehen, der sich ja bekanntlich fast mit dem Ekliptikpol deckt. Danach war es aber endgültig dicht, also schloßen wir unsere Beobachtung kurz vor ½ 12, tranken noch ein Bier, plauderten noch ein wenig und begaben uns schließlich auf den Heimweg.
Für mich war es auf jeden Fall ein erfolgreicher Beobachtungsabend, den zu ersten Mal konnte ich den letzten der „neun Planeten“ beobachten und hoffe, daß es nicht das letzte Mal war. Na dann bis zum nächsten Mal

tschüß Alex

Sepp hat als Sucher einen 80 mm Apo mit 600 mm Brennweite
als Leitrohr einen 152 mm Bresser – Messier mit 760 mm Brennweite und
als Hauptrohr einen 203 mm TMB – Frauenhofer mit 1820 mm Brennweite

Am Pool stand außerdem noch ein 102 mm Refraktor mit 500 mm Brennweite
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Josef
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Beitrag von Josef »

Toller Bericht Alex,

solche Beobachtungen solten wir öfters machen.
Habe vor morgen auf die Alm zu fahren, werde mal einen Rundruf starten.
darthvader
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Beitrag von darthvader »

Hallo Alex,

super geschrieben, speziell die Sache mit dem gefundenen Wolkenband :lol:

LG

Andreas
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Joe_Malik
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Beitrag von Joe_Malik »

Hallo Alex,

das is ja wieder ein schöner Bericht geworden. Gratulation zur Pluto-Sichtung! Erst vor ein paar Wochen hab ich ihn ebenfalls zum ersten Mal beobachtet (keine Ahnung, warum net schon früher...). Von daher kann ich dein Gefühl, das du da so schön beschrieben hast, sehr gut nachvollziehen.

Wie hoch habt ihr denn vergrößern können? Normalerweise sollte er bei einem 20 cm-Gerät ab ca. 100-150x indirekt gut zu sehen sein - beim TMB evtl. schon ein wenig früher.

LG Christian
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo

Erst mal danke für die positiven Reaktionen. Für Pluto verwendete Sepp ein 9mm Okular, ergibt bei 1820 mm Brennweite 200 fache Vergrößerung.
Sepp - so einen Abend müßen wir auf jeden Fall wieder mal starten, vielleich einen kleinen Messier - Marathon zur Tag und Nachtgleiche. Morgen werd ich auf der Alm nicht dabei sein, da ist mir der Mond schon etwas zu lange da. Außerdem war ich am Samstag oben, Bericht folgt

tschüß Alex
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