Naturschutz

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Christoph K.
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Naturschutz

Beitrag von Christoph K. »

Hi Leute

Als WWF-Pate erhält man ja regelmäßig irgendwelche mails. Neulich ist dies bei mir eingeflattert:

Unsere Flussjuwele brauchen jetzt ganz dringend Ihre Hilfe!

Österreichs Lebensadern sind massiv gefährdet: Während Sie dies lesen, arbeiten die Kraftwerksbetreiber Pläne für 300 (!) neue Wasserkraftwerke aus! Das ist das Aus für unsere letzten wunderschönen Flüsse und hat unglaubliche Auswirkungen auf Umwelt, Tiere und uns Menschen. Machen Sie jetzt mit und schützen Sie die Flussjuwele Österreichs!

Unterschreiben auch Sie die Petition auf unserer Internetplattform www.fluesse-voller-leben.at


Vielleicht wollen ja einige dieses Projekt unterstützen. Grundsätzlich bin ich ja für erneuerbare Energien. Allerdings warum diese Flüsse zubetonieren, wenn die bereits vorhandenen Kraftwerke noch nicht hocheffizient arbeiten. Weiters gibt es um Europa bereits hunderte Kilometer ausgebauter Küstengebiete, wo sich Wavegen- und Strömungskraftwerke bewähren könnten. Nicht zu vergessen der in der Sahara geplante Solar-Park.

danke und lg. Christoph
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Maverik83
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Beitrag von Maverik83 »

Hallo!

Ich bin zwar prinzipiell auch Naturliebhaber, man muss allerdings immer einen Blick hinter die Kulissen werfen:

Strömungskraftwerke in Küstengebieten und Solarparks in der Sahara sind zwar nett, Österreich ist allersdings daran interessiert unabhängig die Stromversorgung sicher zu stellen (was meiner Meinung nach auch Sinn macht). Außerdem gibt es gegen Gezeitenkraftwerke auch schon Initiativen, da diese die küstennahen Fischvorkommen ebenfalls beeinträchtigen sowie eine Gefahr für größere Fische darstellt - so die Argumentation.
Der Ausbau zu effizienteren Kraftwerken in Österreich macht Sinn, jedoch muss man bedenken, mit welchen Techniken wir zu tun haben:
-) Windkraftwerke
Geben eine eher unregelmäßige Last ins Netz ab, daher schlecht regelbar.
Außerdem können sowieso nur max. 59% des Windes umgesetzt werden - dies geschieht zur Zeit zu etwa 70-85%, je nach Anlage. Dabei ist zu bedenken, dass es dazu zu einer flächigen Anordnung kommen muss um Wind, der dem 1. Windrad "ausweicht", also den Rotor´widerstandsfrei umströmt mit einem weiteren Windrad dahinter trotzdem zu nutzen.
Das hat aber zur Folge, dass es Stimmen gegen einen Landschaftsverbau gibt......

-) Wasserkraft
Genauso wie bei der Windkraft erreicht man maximal 70% Gesamtwirkungsgrad aufgrund von Wasser, dass die Turbinenschaufeln widerstandsfrei umströmt. Die Umspannung auf eine Netzspannung lässt sich auch kaum mehr verbessern, da bei den umgesetzten Leistungen durch Abwärme Energie entweicht und nicht nutzbar gemacht werden kann.
Wasserkraftwerke würden effizienter werden, wenn man sie größer dimensioniert, da hier größere, effizientere Anlagen zur Anwendung kommen. Das ist natürlich nicht überall aus topografischer und !!!umweltschützender!!! Tatsachen nicht möglich.

-) Kernkraft
Seit 1978 kein Thema in Österreich.

-) Fossile Brennstoffe
Öl&Gas:
Da sind wir von Saudi Arabien abhängig, der den Hauptimport von Erdgas und Öl liefert. Große Kraftwerke machen das mit moderneren Techniken (siehe z.B. Kombinationskraftwerk in Wien Simmering) --relativ-- Umweltfreundlich, da mit diversesten Modifikationen der Gesamtwirkungsgrad möglichst hoch gehalten wird.

Kohle:
Man staune: 12% unseres heimischen Strombedarfs wird durch Stein- und Braunkohle erzeugt. Dies ist notwendig um unter anderem Spitzenlasten im Energienetz auszugleichen.

-) Biomasse:
Es wird zur Zeit nur etwa 1% des Gesamtenergiebedarfs Österreichs davon gedeckt.



Fazit:
Wollen wir weg von Fossilen Brennstoffen, keine Kernkraft und unabhängig von anderen Nationen sein (wie z.B. Tschechien, die ja ganz böse an unsere Grenze ein AKW errichtet haben, oder Italien, Deutschland und die Schweiz, mit denen wir zur Zeit Energiehandel betreiben, die auch alle die Kernkraft nutzen...) so werden wir auf unsere vorhandenen Möglichkeiten zurück greifen müssen.

Das bedeutet:
Errichtung VIELER Windkraftanlagen in Ost-Österreich, verbau von einer Vielzahl an Alpinen Flüssen, weiterer Ausbau der Laufkraftwerke an größeren Flüssen und an unserem schönen, blauen Strom, sowie der Ergänzung durch Biomasse und Solarenergie, soweit in unseren Breiten möglich.


Sorry, aber an allen Enden kritisieren halt ich einfach im Kopf nicht aus...



Just my 2 cents...

LG, Robert
Hedinari
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Beitrag von Hedinari »

Hallo Robert,

meine volle Zustimmung - so einfach wie es sich manche vorstellen ist es halt nicht den Strom in die Steckdose zu bringen.
Ergänzend möchte ich auch noch Leitungsverluste als Problem bei sehr dezentralen Versorgungen anführen - wenn man Strom in der Sahara erzeugt kommt bei den heutigen Leitungen kaum noch was davon in Europa an :-(
Ich denke das der beste Weg die Einsparung ist - Strom den man nicht braucht muss man auch nicht erzeugen. Leider wird hier noch viel zu wenig getan. Hier sollte man auch nicht immer den schwarzen Peter den Energieerzeugern zuspielen - die haben eigentlich keinerlei Interesse daran Kraftwerke zu bauen. Klingt zwar komisch, ist aber so. Der Betrieb eines Kraftwerks (sagen wir mal im besten Fall ein Laufkraftwerk) ist nämlich sehr viel billiger als ein Neues zu bauen. Die Amortisationszeit von Kraftwerken ist ja nicht grade kurz - da vergehen etliche Jährchen bis die Baukosten wieder drinnen sind. Bei den kalorischen Kraftwerken sind auch die Betreiber interessiert sie so effizient als möglich zu machen - je weniger Kohle/Öl/Gas oder wasauchimmer verbraucht wird desto besser wird am Kraftwerk verdient.
Letztendlich ist es das Geld das darüber entscheidet was wo getan wird. Sicher bin ich mir aber das wenn es eine Möglichkeit gibt die Gewinne zu maximieren dann wird sie auch genutzt.
Die Energieversorger suchen ohnehin immer nach Möglichkeiten Strom zu gewinnen bzw. Verluste zu verringern - das ist bares Geld. Ich kenne sogar Turbinen die in Trinkwasserleitungen eingebaut wurden - ist zwar technich nicht ganz einfach aber erzeugt auch Strom :-)
Stellt dir nur mal vor wieviel Strom alleine durch Standby und nicht genutzte Netzteile versch....en wird - das sind gewaltige Mengen. Insofern finde ich einige EU Regulativen recht gut die gerade beim Standby den Verbrauch massiv einschränken wollen.
Vor Jahren - in einem Uni Kurs - hab ich mal gehört das man nur durch das ersetzen der alten Fernseher (mit hohem Standby Verbrauch) durch aktuelle mit niedrigen Verbrauch einige Megawatt eingespart werden können. Milchmädchen Rechnung: Wenn ich 1mio Geräte mit 50W Standby durch die selbe Anzahl an Geräten ersetze die 5W Standby verbrauchen bekomme ich 45MW ! Das Kraftwerk Freudenau zb. hat 172 MW - das ist schon eine enorme Menge die da nur verschleudert wird.

lg

Hans
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Maverik83
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Beitrag von Maverik83 »

Hallo Hans!

Naja, so eine Milchmädchenrechnung ist das auch wieder nicht.
Es benötigt ja viel Energie ein neues Gerät herzustellen und (dank heutiger Gesetze!) Altgeräte auch wieder zu recyceln.

Das ist ja unterm Strich auch der Schuss ins Knie, dass man jetzt den Kauf von neuen - umweltfreundlicheren Autos subventioniert wird und das alte verschrotten läßt (gabs ja heuer im Frühjahr bei uns)
Es ist zwar auf lange Sicht besser, wenn die alten Dreckschleudern wort-wörtlich aus dem Verkehr gezogen werden, aber momentan entstehen dadurch mehr Emissionen!

Und stimmt - Geld regiert auch in diesen Belangen die Welt.
Deshalb wäre es viel wichtiger, sich für gute Regulativen einzusetzen, die die entscheidenden Prozesse richtig lenken.
Wenn man beispielsweise Förderungen für private Solarenergienutzung wesentlich attraktiver als zur Zeit gestalten würde, und gleichzeitig den Hausbrand von Gas und Öl verteuern würde, wäre es möglich so eine Entwicklung zu iniziieren. Klarerweise muss man das im Rahmen lassen, sodass sich auch der Österarmer das leisten kann und nicht fürs warme Wohnzimmer arbeiten gehen muss.

Das würde meiner Meinung nach einen ECHTEN Beitrag zum Naturschutz leisten....


LG, Robert
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Alrukaba
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Beitrag von Alrukaba »

Hallo!

Die Frage, aus welchen Kraftwerk holen wir unsere Enerie, ist ja schon alt. Kernkraft will keiner haben, aber da würden viele Flußkilometer verschont. Windräder sehen hässlich aus und Kohlekraftwerke verpessten die Luft. Vielleich sollte jeder Haushalt 100 Hamster im Keller halte, aber da hätten wir alle den Tierschutz am Hals. Zum Glück kommt bei mir der Strom aus der Steckdose, aber wer weiß, vielleicht ist er aus einem tschechischen Kernkraftwerk

Alex
http://www.astrostation.at

Der größte Irrtum der Menschheit ist der Glaube intelligent zu sein.
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Christoph K.
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Beitrag von Christoph K. »

Hedinari hat geschrieben:Ergänzend möchte ich auch noch Leitungsverluste als Problem bei sehr dezentralen Versorgungen anführen - wenn man Strom in der Sahara erzeugt kommt bei den heutigen Leitungen kaum noch was davon in Europa an :-(
Sowas plant man ja nicht um 20 Mia Euro ohne zu wissen wie man den Strom möglichst Verlustfrei nach Europa bekommt - Hierbei haben sich Hochspannungs-Gleichstromleitungen bewährt.
Maverik83 hat geschrieben: -) Kernkraft
Seit 1978 kein Thema in Österreich.
Eigentlich keine Sinnvolle Entscheidung; an den Grenzen zu Österreich stehen ohnehin zig 'unsichere' Kraftwerke. Wenn man sich bei dem Bau von Kernkraftwerken an den Sichheitsstandart hält, wäre ein Kernkraftwerk innerhalb von Österreich auch keine Problematischere Lösung.
Alrukaba hat geschrieben: Windräder sehen hässlich aus und Kohlekraftwerke verpessten die Luft
Also ich find Windräder sehen gut aus, damit wirken die Felder und berggipfel nicht mehr so langweilig XD.

Die Optimale Energielösung wirds vermutlich aber ohnehin nie geben. Dennoch sollte man versuchen die letzten Naturschätze zu bewahren sonst heists bald nimmer dass Österreich ein Naturjuwel, sondern eine Wasserkraftwerkkaskade sei, wenn man in jeden freien Winkel eine Betonmauer reinquetscht.

... Naja einen Roman wollt ich eigentlich keinen lesen XD

lg. Christoph
Wish you a starry night!
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