Was für ein Bildfehler ist das? Wie bekomme ich ihn weg?

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Euler
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Was für ein Bildfehler ist das? Wie bekomme ich ihn weg?

Beitrag von Euler »

Hallo Forengemeinde,

ich war letzte Nacht draußen und habe mich auf den dankbaren M13 gestürzt. Insgesamt konnte ich 10 Bilder á 2 Minuten Belichtungszeit machen und 10 Bilder mit je einer Minute Belichtung. Danach kamen Wolken und Nebel. Ich muss dazu sagen, es sind meine ersten richtigen Deep-Sky-Aufnahmen. Als ich vorhin die Rohbilder gesichtet habe, ist mir ein Bildfehler aufgefallen. Die Sterne links im Bild sind verzogen. Schaut mal:

Bild

Ist das Verzeichnung? Oder ist das Astigmatismus? Koma kann es nicht sein, da ich den MPCC verwendet habe. Die Sterne rechts im Bild sind eigentlich ok. Da erkenne ich den Fehler zumindest nicht.

Was ist die Ursache hierfür? Kann ich vor der Aufnahme was dagegen machen oder bekommt man sowas dann erst - wenn überhaupt - bei der Bildverarbeitung weg? Wie man sieht bin ich hier noch absoluter Anfänger. Eventuell ist es nur ein Justage-Problem, obwohl ich mein Scope meiner Meinung nach gut justiert habe.

Für jede Antwort bin ich dankbar!

Gruß
Marcel
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Johann_M
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Beitrag von Johann_M »

Hallo Marcel,

so wie's aussieht, ist der Komakorrektor verkippt.

Das passiert, wenn man die Okularklemmschrauben des OAZ benützt, dann kippt der Korrektor im Auszug etwas.

Ich bin seit kurzem von dieser Art Radial-Klemmung abgegangen und klemme den Korrektor axial, also bündig auf dem OAZ und hab jetzt das Verkippen des MPCC weg.

Viele Grüße,
Johann
Euler
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Beitrag von Euler »

Hallo Johann,

das klingt schlüssig. Hmm, da werde ich den Tubus wohl so drehen müssen, dass die Kamera oben ist. Aber selbst dann wird die Verkippung da sein vermute ich. Oder ich schaue mich eben auch nach Alternativen um. Schade.

Danke!

Gruß
Marcel
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Mostschädel
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Beitrag von Mostschädel »

Hallo Marcel!
Wenn Du Dir alle Sterne Deines Bildes vergrößert ansiehst
ist klar ersichtlich das JEDER Stern aus 2 knapp nebeneinanderliegenden
Sternen besteht. Der Eine liegt auf ca. 9:30 der zweite auf ca 15:30 des
daraus entstandenen Ovals.
Daher würde ich in erste Linie auf einen Guidingfehler schließen,
bzw auf fehlendes Guiding.
D.h. je nach periodischem Fehler steht die Schnecke einmal
an der linken und einmal an der rechten Flanke des Zahnrades an.
Das ergibt dann einen linken und eine rechten Stern.

Wenn der Nachführfehler behoben ist kann man weiterforschen ob wirklich sonst noch was "schief" montiert ist.
Manchmal ist auch der T-Ring an der DSLR von schlechter
Qualität und nicht 100% plan montiert.

Aloha
Gerald
Aloha
Gerald
Euler
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Beitrag von Euler »

Hi Gerald,

geguidet habe ich mit dem MGEN. War auch mein erster Versuch damit. Sicher werde ich damit noch einige Zeit experimentieren müssen bis mir ansehnliche Bilder gelingen. Vor allem will ich punktförmige Sterne haben, keine Eier :) Mich hat nur gewundert, dass die Sterne links im Vergleich zum Rest so dermaßen verzogen sind. Und dann auch noch so, dass links oben die Sterne auch nach links oben zeigen und die Sterne links unten eben nach links unten. Das kam mir nicht wie ein Nachführfehler vor.
Ich werde versuchen, das nächste Mal die CGEM noch genauer einzunorden bzw. den MGEN genauer einzustellen. Hoffentlich wird mein Sucher nicht wieder so schnell nass wie beim letzten Mal, sonst kann ich gleich wieder einpacken :roll:
Ich werde aber auf jeden Fall auch mal den Komakorrektor im Auge behalten. Wenn der wirklich verkippt, dann ist das gar nicht gut.

Danke!

Gruß
Marcel
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Mostschädel
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Beitrag von Mostschädel »

Hallo Marcel!
Wie gesagt die Nachführung funktioniert nicht sauber sonst
hättest Du nicht übers ganze Bild Doppelsterne.

D.h. Schritt 1 Guiding von Doppelsternergebnissen auf Einzelsternergebnisse verbessern.

Dann Schritt 2 verbliebene Verzerrungen analysieren und
ausmerzen.
Die Doppelsterne kann man mit Bildbearbeitung nicht korrigieren.
Die Eier gehen schon mit Bildbearbeitung auf "runder" zu verbessern.

Aloha
Gerald
Aloha
Gerald
Euler
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Beitrag von Euler »

Hi Johann,

ich danke Dir! Beim nächsten Spechtelnächtle werde ich mein Guiding optimieren und dann mal schauen, was der übrige Bildfehler macht.

Gruß
Marcel

PS: Interessanten Benutzernamen hast du da :D
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Johann_M
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Beitrag von Johann_M »

Hallo Marcel,

sicher, das guiding ist nicht besonders gut aber die unsymmetrischen Verzerrungen haben mit dem Komakorrektor bzw. der nicht planen Auflage desselben zu tun.

Wie Gerald schon schrieb, kanns natürlich auch am T-Ring liegen, da hab ich auch schon welche gehabt, die nicht rundherum gleich dick waren.
Das läßt sich aber mit einer Schiebelehre leicht kontrollieren.

Für die von mir erwähnte axiale Befestigungsmöglichkeit versuche ich jetzt, eine einfache Lösung zu finden, die man bei Bedarf leicht nachbauen kann.

Viele Grüße,
Johann
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Johann_M
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Axialklemmung des MPCC

Beitrag von Johann_M »

Meine Konstruktion besteht aus zwei Aluminiumscheiben (aus alten Festplatten).
Eine Scheibe hat 83mm Außendurchmesser und ca. 49mm Innendurchmesser, sodaß sie auf das M48-Gewinde des MPCC, wo sich auch der Stopring befindet, draufpaßt.
Das T2-Gewinde bleibt dabei frei.

Den gerändelten dünnen Stopring sieht man auf dem ersten Foto zwischen der Aluscheibe und dem OAZ auf welchem er bündig aufliegt.

Bei der zweiten Aluscheibe bleibt der vorhandene Außendurchmesser von 95mm, innen hat sie ca. 60mm und wird auf das ausgebaute OAZ-Rohr draufgeschoben.

Dann wird das OAZ-Rohr wieder eingebaut, die Scheibe kann man drauflassen weil sie nicht stört.

Die beiden Innendurchmesser der Scheiben kann man aussägen, ausfeilen oder, wenn man etwas besser ausgerüstet ist, ausdrehen.

Mit zwei Rändelschrauben M3, es gehen aber auch andere (Schlitz, Inbus) die durch, bzw. in die vorher angebrachten Gewindelöcher in den Aluscheiben geschraubt werden, zieht man jetzt die beiden Aluscheiben zusammen, bis sich der MPCC nur noch schwer im OAZ drehen läßt.

Anschließend wird der T2-Ring für die EOS draufgeschraubt, wobei man den MPCC mit der seitlichen Okularklemmschraube noch stärker fixieren kann, damit er sich beim Festschrauben des T2-Ringes nicht mitdreht.

http://members.aon.at/jmiesmer/Foto1.JPG
http://members.aon.at/jmiesmer/Foto2.jpg
http://members.aon.at/jmiesmer/Foto3.jpg

Viele Grüße,
Johann
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tommy_nawratil
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Beitrag von tommy_nawratil »

hallo Marcel,

mit dem MGEN kannst du dir die Guidestatistik anschauen und Fehler erkennen, ob sie nun an der Monti liegen oder an irgendwelchen Verbiegungen, etc. Wenn du per Sucher (180mm Brennweite) guidest, empfehle ich Toleranz 0,1 Aggressivität 70% Guideintervall 1000ms und Guidemodus 2. Die Toleranz wächst proportional mit der Guidebrennweite, egal welche Aufnahmebrennweite - dann guidest du Seeing-begrenzt.

lg Tommy
Euler
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Beitrag von Euler »

Guten Abend,

gerade komme ich vom Spechteln. Ich habe heute erneut mit dem MGEN versucht zu guiden, aber ich werd' aus dem Gerät nicht mehr schlau. Irgendwie klappt gar nix :? Ich habe immer noch Eiersterne. Hier sind mal 5 der besten Bilder, die ich machen konnte:
Bild
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Meine Einstellungen waren zunächst wie folgt:

Num: 2
Toleranz (in RA und Dec): 0,1
Aggr: 60%
Exp: 950 ms
Threshold: 10
Gain: 9
Mode: 2
Ortogonalität: 100%

Nachdem ich dauernd Kometen oder Doppelsterne anstatt schöne punktförmige Sterne hatte, hab ich mit den Werten gespielt. Aggressivität rauf, runter...nix. Toleranz bissl hoch, bissl runter...nix. Es war keine Verbesserung zu sehen. Ich habe auch hin und wieder mal den Stern gewechselt, aber bei allen war das Ergebnis nur grottenschlecht :( Mehr als 90 Sekunden konnte ich nicht belichten, da die Sterne sonst richtige Haken schlugen. Ich möchte endlich mal schöne Sterne haben. Was kann ich noch tun?

Habt ihr noch Tipps, was ich machen könnte?

Gruß
Marcel

PS: Ich konnte öfter beobachten, dass der Stern, also der Spike im Anzeigefenster, bis zum Boden zeigt, jedoch häufiger vom MGEN minimal nach links oder nach rechts verschoben wird. Woran liegt das? Ich denke, der MGEN muss den genau in der Mitte halten?
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